Die Pandemie trifft auch die Golfer - Hohe Akzeptanz für die neuen Regeln
Obernkirchen. Das Jahr 2020 brachte für Sportvereine im Rückblick starke Herausforderungen mit sich. Die Pandemie sorgte für Saisonabbrüche, Unterbrechungen und einem Stillstand des Vereinslebens in den allermeisten Fällen. Hinzu kamen Einnahmeausfälle, zusätzlicher Aufwand durch das Erstellen und Umsetzen von Hygienekonzepten. Und auch im noch sehr jungen Jahr 2021 ruht der Sportbetrieb - aber nicht überall. Denn zumindest ein Verein verzeichnete positive Folgen: Der Golfclub Schaumburg erfuhr so viel Aufmerksamkeit, dass Vizepräsident Werner Nickel in seinem Rückblick durchaus schon mal die Stirn runzelt. Insgesamt bewältigte der Golfclub die neuen Herausforderungen gut, so dass sich der Blick zuversichtlich auf die kommenden Monate richtet. Denn Golf wird als Individualsport - allein, maximal zu zweit - in Niedersachsen weiter zugelassen.
Das Jahr 2020 beginnt für den Ganzjahressport Golf in normalen Bahnen. Die Witterung spielt die entscheidende Rolle, wie üblich sind die Sommer-Abschläge seit November 2019 gesperrt, es wird von eigens geschaffenen Winter-Abschlägen gestartet, ebenso stehen Winter-Grüns zur Verfügung. Auch die Jahresversammlung geht im Februar über die Bühne. „Da gab es Corona gerüchteweise“, erinnert sich Nickel. Aus Gerüchten entwickelt sich Corona-Pandemie, ab März wird Deutschland heruntergefahren, es trifft den Sport mit voller Wucht und damit auch den Golfclub. Am 18. März 2020 schließt der Golfclub seine Pforten, die erst am 6. Mai wieder geöffnet werden. „Wir waren geschockt, haben uns dem aber gebeugt. Wahrscheinlich konnte man gar nicht anders handeln“, sagt Nickel.
Im weiteren Verlauf sieht sich der Golfclub gezwungen, Turnier nach Turnier abzusagen, Veranstaltungen waren eben wie überall nicht durchführbar. Es müssen neue Regeln einschließlich eines Hygienekonzeptes und geregelten Startzeiten her. „Das war schon eine kleine Kulturrevolution, weil wir das bis dahin nicht kannten“, so Nickel. Eben mal bei schönem Wetter spielen gehen geht nicht mehr, Nickel erinnert sich ob der vielen Änderungen und Arbeit an Konzepten an „eine rumpelige Zeit“. Hilfreich war die hohe Identifikation der Mitglieder mit dem Verein, eine hohe Hilfsbereitschaft, es gab stets genügend helfende Hände. „Bei uns herrscht eine hohe Identifikationskultur“, beschreibt Nickel das Clubgefüge.
Die getroffenen Regelungen und Verordnungen werden vom Verein sehr ernst genommen. Das Vermeiden von Infektionen - bis heute gibt es keine, nicht einmal einen Verdachtsfall - hat oberste Priorität. „Sonst hätten wir wieder schließen müssen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche“, meint Nickel. Zu den Maßnahmen gehör das der Verein die Duschen über die gesamte Zeit hinweg nicht öffnet, dass Stichwort dazu lautet „Aerosole“. Dabei kam dem Verein eine hohe Akzeptanz aus den Reihen der Mitglieder für die Maßnahmen zugute.
Schon im Mai tritt ein positiver Effekt an den Tag. Am 17. Mai startete der erste Schnupperkurs, der Zulauf war enorm. „Wir haben uns die Augen gerieben“, blickt Nickel zurück. In der Gesamtbilanz verzeichnet der Golfclub am Jahresende mehr „Schnupperkursler“ als in 2019. Und im Gegensatz zu anderen Clubs lässt der Verein Gastspieler zu, und wieder wurde der Club vom Zuspruch überrascht. Auch ein zaghafter, abgespeckter und der Lage angepasster Turnierbetrieb startet wieder. Der Betrieb kommt wieder in Gang, Mitarbeiter werdem aus der Kurzarbeit zurück geholt. Im Oktober 2020 zeichnet sich dann ab, dass die Pandemie mit Macht zurück kommt.
Bis dahin hat sich gezeigt, dass der Golfsport nicht zur Verbreitung des Virus beiträgt. Als Individual- - maximal zwei Golfer gehen jeweils gemeinsam auf die Anlage - und Freiluftsport ein unbestreitbarer Vorteil. Die Verordnungen des Landes Niedersachsen lassen den Spielbetrieb weiter zu, und es wird bis weit in den Dezember hinein gespielt, der Zuspruch lässt nicht nach. „Wir hatten im Dezember noch nie soviel Golfer auf dem Platz“, sagt Nickel. Der Verein setzt seine eigenen und die öffentlichen Verordnungen weiter konsequent um, kontrolliert und sanktioniert, wenn es nicht anders geht. Denn es gibt die eine oder andere Undiszipliniertheit auf dem Platz, die Nickels Stirn schon mal in Falten legt. „Sie haben einfach nicht akzeptiert das es jetzt in den Winter geht. Das haben nicht mehr alle mitgemacht, es gibt dann eben Situationen, in denen man nicht mehr Golf spielen kann. Da mussten wir dann eben durchgreifen“, erklärt Nickel.
Zudem führte der große Andrang und das im Winter übliche kleinere Zeitfenster am Tag dazu, dass der Verein die Starts auf dreimal je Spieler je Woche reduzierte. In der Gesamtbetrachtung des Jahres 2020 konstatiert der Golfclub den Erfolg von Bemühungen der jüngeren Vergangenheit den Verein auf eine breitere Basis zu stellen. „Wir wollen den Golfsport mehr in die Breite tragen“, unterstreicht Nickel die Bemühungen des Vereins. So gewann der Club 2019 50 Mitglieder hinzu, 2020 waren es 57 neue Mitglieder. „Die Bemühungen haben sich in 2020 positiv ausgewirkt. Wir sind ein sehr offener Club, wenig elitär“, sagt Nickel, der sich über Äußerungen wie „Ihr seid ja ganz normal hier“ besonders freut.
Der Golfsport verändert sich seit Jahren, passt sich den geänderten Zeiten an. Die Altersschichten verbreitern sich nach unten, mehr und mehr jüngere SpielerInnen kommen dazu. Dem Golfclub Schaumburg gelingt es in 2020 zum vierten Mal in Folge den Altersdurchschnitt zu senken. Die Bezeichnung „Elitesport“ passt nicht mehr, Nickel weist insbesondere auf das positive Miteinander der Vereinsmitglieder hin. „Eine schöne Entwicklung“, zieht der Vizepräsident ein optimistisches Fazit eines Jahres, welches noch lange in Erinnerung bleiben wird.