BAD NENNDORF UNTERMAUERT AUFSTIEGSAMBITIONEN - SC AUETAL NUR NOCH MITTELMAß
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN
Auetal. Wie sich die Zielsetzung in zwei Monaten doch ändert! Zu Saisonbeginn visierten sowohl der SC Auetal wie auch Bad Nenndorf/Riehe den Aufstieg an. Nicht ohne Grund. Bereits im Vorjahr schnupperten die beiden Mannschaften am Sprung in die Bezirksliga und scheiterten erst auf der Zielgeraden. Speziell der SC Auetal erklärte vollmundig: „Wir waren in den letzten beiden Jahren Zweiter, wollen uns nicht verschlechtern!“ Der Spruch fällt ihnen mittlerweile auf die Füße. Während „BNR“, so das Kürzel der Mannschaft aus der Kurstadt, liefert, dümpelt der SCA im Mittelfeld herum. Besitzt die schwächste Punktausbeute seit 14 Jahren. Auch das Spiel am Sonntag zeigte, dass im Leistungspotenzial der beiden Mannschaften ein großer Unterschied besteht.
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Bevor die SG Bad Nenndorf/Riehe zum ersten Mal einnetzte, gingen vier Großchancen voraus. Luis Bövers scheitere zweimal an Torwart Marco Großart (3., 6.). Ylli Syla wurde nach einer missglückten Kopfballabwehr zum Torschuss eingeladen, schoss knapp vorbei (22.). Dann wieder Syla auf dem Weg zur Führung, doch spitzelte Verteidiger Benedikt Friedrichs im letzten Augenblick ihm den Ball noch vom Fuß (28.). Der SC Auetal war in der Offensive nicht auf dem Platz. „Wir sind zu ungefährlich, machen nach vorn zu wenig“, urteilte Pierre van de Löcht im Pausenkommentar. Der 22-jährige Flügelflitzer fällt schon seit langem mit einer Kreuzbandverletzung aus und konzentriert sich auf die Ausbildung zum Industriekaufmann. Aktuell trainiert er die Auetaler C-Jugend. „Es fehlt am Spielaufbau. Die Mannschaft zeigt viel Unruhe. Aber der Ausgleich ist noch drin. Wir müssen jedoch eine schnelle Antwort finden.“
Da lag die SG Bad Nenndorf/Riehe bereits mit zwei Toren in Front. Jannick Liebchen bediente Romek Oltrogge mit einem langen Pass und es stand 0:1 (32.). „Der Torwart stand zu weit rechts, dadurch war die lange Ecke offen“, freute sich der Torschütze. „Auch beim zweiten Tor gab Jannik Liebchen mir die Vorlage.“ Oltrogge guckte den Torwart aus und zirkelte den Ball aus 18 Metern in den Winkel, 0:2 (37.) „Der SC Auetal kam in der 1. Halbzeit kaum über die Mittellinie. Hatte einen Torschuss. Das war’s“, stellte der Doppeltorschütze dem Gastgeber kein gutes Zeugnis aus.
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Nach dem Seitenwechsel fanden die Auetaler besser ins Spiel und kamen zum geschenkten Anschlusstreffer. Marc Steinsiek fiel zu Boden, erneut war Oltrogge beteiligt (69.). „Dieser Elfmeterpfiff war nicht korrekt. Steinsiek war einen Meter von mir entfernt und fiel. Die Assistenten und auch die Auetaler Abwehr bestätigten nachher die Sicht der Dinge“, so Oltrogge. Auch Philip Dunkley, der Auetaler Torjäger, bezeugte dies. „Steinsiek ist in Oltrogge hineingelaufen. Für uns war es ein glücklicher Pfiff.“ Sebastian Wagner ließ sich die Chance nicht nehmen, verwandelte den Strafstoß eiskalt in den Winkel. Das 1:2 ließ Hoffnung bei den Männern von der Aue wachsen.
Soweit die Theorie. Doch in der Praxis antwortete die SG eiskalt. Die Wiederherstellung des alten Torabstands war nur eine Frage der Zeit. Klärte Niklas Brecht noch einen Schuss von Luis Bövers auf der Linie (74.), rappelte es zwei Minuten später im Auetaler Kasten. Ylli Syla, trotz seiner 38 Jahre kaum zu bremsen, hatte sich an zwei Verteidigern hindurchgekämpft. Passte überlegt vors Tor. Jannick Liebchen hätte schießen können, sah aber den besser postierten Luis Bövers und legte quer. Für den 21-jährigen Bövers, ein Nenndorfer Eigengewächs, war es nur noch Formsache, dass er den Ball ins leere Tor einschob. 1:3 (76.).
Befindet sich der SC Auetal nach dieser Niederlage im „Tal der Tränen“? Ein nettes Wortspiel, was an der Realität jedoch vorbeigeht. Die Anhänger des SCA sehen die sportliche Situation fatalistisch gelassen. Natürlich brechen die Altgedienten auf der Rebellenbank nicht in Freudenjubel aus. Auch starten die Ultras bei der Würstchenbude keine La-Ola-Welle. Aber im Auetal gibt es von jeher eine starke Gruppe mit der Ansicht, die Kreisliga wäre das beste für den Verein. Die Philosophie des Clubs lautet, dass sie den Spielern aus den umliegenden Dörfern eine Fußballheimat bietet. Ohne Gastspieler aus fremden Städten. Das Potenzial nach oben ist bei dieser Sicht begrenzt.
„Uns fehlt im Moment die Breite“, erklärt Co-Trainer Carsten Hauser die Auetaler Lage. „In der vorigen Saison hatten wir noch vier, fünf fitte Leute auf der Bank. Die konnten wir im Lauf des Spiels bringen. Mit ihrer Schnelligkeit überzeugten sie gegen einen müde gewordenen Gegner und sorgten für den Erfolg. Heute sind wir froh, dass wir überhaupt elf Leute haben. Es werden zwar vier Namen für die Wechselbank genannt. Aber die Jungs sind angeschlagen, leiden an den Folgen von Erkältungen oder kommen vom Studienort weit her. Netterweise half Jörn Fickendey-Engels heute aus der 2. Mannschaft aus, hat seine Sache gut gemacht. Es geht im Moment nicht besser. Wir müssen froh sein, dass wir elf Gesunde haben. Alternativen wie in den letzten beiden Jahren mit der Vizemeisterschaft gibt’s nicht.“
Während Bad Nenndorf/Riehe die Aufstiegsambitionen untermauerte, muss man im Auetal sich damit abfinden, dass die Aue-Kicker am Ende bei Platz sechs bis acht wohl landen werden.
SC Auetal: Marco Großardt – Benedikt Friedrichs, Niklas Brecht, Felix Rauhut (88. Justin Andre), Marc Steinsiek – Florian Meyer, Jörn Fickendey-Engels – Pascal Hain (84. Marco Hauser), Philip Dunkley, Sebastian Wagner, Niklas Müller // Trainer: Thomas Reh
SG Bad Nenndorf/Riehe: Fabian Figge – Hakan Cuha (70. Waldemar Rosow), Lennard Schönen, Mahsum Bayrak, Jan-Hendrik Jürgens (87. Tim Maier) – Jose Heredia Muriel (74. Marc-Oliver Bulitza), Jannick Liebchen, Guiliano Maione – Romek Oltrogge, Ylli Syla (79. Emre Tas), Luis Bövers (88. Paul Pius) // Trainer: Giuliano Maione
Schiedsrichter: Fabio Enrico (VfL Bückeburg)
SR-Assistenten: Tim Wieggrebe (TSV Algesdorf) + Jak Omar (VfL Bückeburg)
Tore: 0:1 + 0:2 Romek Oltrogge (32., 37.), 1:2 Sebastian Wagner (69./Foulelfmeter), 1:3 Luis Bövers (76.)
Zuschauer: 117