LÜDERSFELDER WIRBEL UND DIE HITZE LASSEN KRANKENHAGEN NACH DER PAUSE KEINE CHANCE
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN
Lüdersfeld. Sonne über Lüdersfeld, sportlich wie auch wettermäßig. 28 Grad im Schatten, da kann von einem „heißen Spiel“ gewiss die Rede sein. War es auch! Außenseiter TSV Krankenhagen hielt zumindest in der 1. Halbzeit „heiß“ dagegen und hatte Chancen selbst zur Führung. Gastgeber TuS Lüdersfeld, aufstiegsambitioniert bis in die Haarspitzen, zeigte aber nach der Pause, wer der Herr im Hause ist. Bum, bum, bum, drei Tore binnen vier Minuten. Das Ding war durch! „Ich habe noch nie einen solchen Start erlebt“, sprang Marvin Maxeloh jubelnd in die Spielertraube nach dem 4:0 (54.).
Blicken wir auf die Vorgeschichte, den Spielverlauf und lassen auch die Trainer sprechen. Eigentlich hätte der TSV Krankenhagen zu Hause bleiben können. Die Gasten waren mit nur einem Wechselspieler angereist, was bei der Hitze böse Folgen hat. „Tatsächlich trifft uns im Moment hart das Verletzungspech, wobei wir auch nur einen kleinen Kader haben“, räumt Trainer Holger Sturm ein. Zumindest machten es die Krankenhäger bis zur Pause ordentlich. „In der 1. Halbzeit ging unser Plan perfekt auf“, so Sturm. „Wir wollten tief stehen, hatten drei dicke Chancen. Wenn wir die machen, sieht das hier anders aus.“ Lüdersfeld versuchte mit Kombinationsspiel die TSV-Abwehr zu knacken, die mit dem flinken Milton Chitima oft über rechts gefährlich konterte. Doch Hendrik Sümenicht fehlte der perfekte Torabschluss. „Das spiegelt sich in der ganzen Saison wider. Uns fehlt dies Glück. Die anderen haben es, um noch ein paar mehr Buden zu machen“, analysiert Sturm.
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Die Treffer schoss der Gastgeber, was auch von vornherein erwartet wurde. Als alle mit einem torlosen Gang in die Kabine rechneten, schlich sich der Lüdersfelder Maik Fahlbusch hinter die Abwehrkette. Ein langer Ball, Heber über den Torwart, 1:0 für Lüdersfeld (45.). Das Pausen-Bier schmeckte plötzlich viel leckerer. „Das Führungstor war wichtig“, bestätigte TuS-Trainer Markus Drawert „Da war klar, es kann heute nichts mehr passieren. Für einen tief stehenden Gegner, der nur hinterherläuft, wird es bei einem Rückstand schwer. In der Pause besprachen wir, was uns ausmacht, wo wir richtig gut sind.“
Das Selbstbewusstsein machte sich bezahlt. Im Zwei-Minuten-Takt entschied der TuS das Spiel. Nils Krome wurde im Strafraum gefoult. Den fälligen Elfmeter nutzte Mark Wilms zum 2:0 (50.). Dann Flanke Steffen Schönbeck, Kopfball Tizian Hainke, 3:0 (52.). Weil Toreschießen richtig Spaß macht, schob Robin Detering eine Flanke rein zum 4:0 (54.). Auch Jan Van-Ohlen freute sich als Torschütze. Kurvte um seinen Gegenspieler herum und traf mit links ins lange Eck zum 5:0 Endstand (61.). Angesichts der Hitze beließ es der TuS dabei. Die Krankenhäger Gäste scheiterten am Ehrentreffer, als ein Schuss von Jannick Dreier von der Linie gekratzt wurde (59.). „Genau das ist es, was ich meinte“, ärgert sich TSV-Trainer Holger Sturm. „Der Torwart hält ihn, auf unserer Seite wäre er reingegangen.“
Wie sieht die Zukunftsperspektive für beide Mannschaften aus? Ist es nicht schöner für TuS Lüdersfeld, wenn sie in der 1. Kreisklasse feine Siege feiern, als eine Liga höher oft etwas auf die Mütze zu bekommen? „Noch ist es für uns gut, dass wir Erfahrungen des Sieges mitnehmen und reifen dürfen. Aber das Ziel in Lüdersfeld ist klar: Es soll die Kreisliga sein! Die Jungs haben Qualität und einen Aufstieg verdient.“ Neutrale Beobachter wollen nicht widersprechen. Sie rätseln, wer im direkten Aufeinandertreffen stärker ist. Dynamik vom TuS Lüdersfeld oder Routine und die Unterstützung aus der Landesliga-Ersten beim VfR Evesen II, der ebenfalls als äußerst stark gewertet wird. Doch manchmal lacht ein Dritter. Die SG Rodenberg oder wie sonst die Konkurrenten heißen trumpfen an guten Tagen ja auch mächtig auf.
Der TSV Krankenhagen kämpft gegen andere Probleme. Die Dorfgemeinschaft aus dem Bereich Rinteln rühmt sich des schönsten Rasens Schaumburgs. Das meinen auch Insekten, deren Larven die Wurzeln wegfressen. „Wenn man mit Fußballschuhen leicht über den Rasen streicht, löst der sich in Wohlgefallen auf“, steht Holger Sturm der Rache der Natur machtlos gegenüber. „Unser Platz ist bis auf weiteres gesperrt. Wir trainieren im Lipperland in Silixen und spielen aktuell nur auswärts. Das ist sportlich ein Problem. Aber wir präsentieren uns als Team. Obwohl es heute fünf Buden gegen einen starken TuS Lüdersfeld gab, folgt kein Gemurre. Gerade in schlechten Zeiten zeigt sich, wie gut eine Mannschaft zusammensteht. Bei Erfolg läuft alles von alleine. Wir haben einen sehr kleinen Kader. Unser Hauptziel ist es, nicht abzusteigen. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle beim Combi-Markt in Krankenhagen. Vor jedem Spiel bekommen die Jungs frisches Obst gesponsort. Das wird super angenommen.“ Wir sehen, die Dorfgemeinschaft funktioniert. Da sollte sicherlich der eine oder andere Sieg herausspringen, damit die Liga für den TSV erhalten bleibt.
TuS Lüdersfeld: Philipp Steege – Michael Gross (22. Marven Krause), Marvin Maxelon, Nils Krome, Steffen Schönbeck (64. Marcel Faulhaber) – Maximilian Stender (64. Andre Eickelpasch), Tizian Hainke – Mail Fahlbusch, Fynn Gorray (46. Mark Wilms), Robin Detering, Jan Van-Ohlen (64. Jascha Wilms) / Trainer: Markus Drawert
TSV Krankenhagen: Andrian Melcher – Andre Redeker, Karsten Struckmann, Steffen Redeker, Jan Redeker – Rene Dresenkamp, Fynn Vogt, Yannick Dreier – Milton Chitima, Lorenz Povata (71. Lukas Vogt), Hendrik Sümenicht / Trainer: Holger Sturm
Schiedsrichter: Christian Schütte (SV Krainhagen-Röhrkasten)
SR-Assistenten: Tobias Meister (TSV Hespe) + Matti Tilgner (TuS Niedernwöhren)
Tore: 1:0 Maik Fahlbusch (45.), 2:0 Mark Wilms (50./Foulelfmeter), 3:0 Tizian Hainke (52.), 4:0 Robin Detering (54.), 5:0 Jan Van-Ohlen (61.)
Zuschauer: 110