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TUMULT AN DER WÜRSTCHENBUDE - TIM KAUFMANN NENNT DEN ZUKÜNFTIGEN AUFSTEIGER

FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN

Auetal. Nanu, was war denn an der Aue los? Tumult an der Würstchen-Bude! Dem Leser kommen bei der Überschrift die unmöglichsten Gedanken. Hat jemandem die Manta-Platte nicht geschmeckt, dass er dem Mann am Grill sie ins Gesicht geworfen hat? Oder die Dame an der Kasse einen Zechpreller erwischt, dass sie ihn kurzerhand über den Tresen zog und ihn mit dem Frittierkorb gute Sitten beibrachte? Oder waren in turbulenter Schlussphase die Spieler eben mal vom Platz geeilt und tauschte schlagkräftige Argumente aus? Die Lösung später, liebe Leser. Das erste Ziel ist erst einmal erreicht. Dieser Artikel hat Ihre Neugier geweckt. Sie haben angeklickt. Für einen Berichteschreiber ist es die schlimmste Strafe, wenn er ein 0:0 vor Augen hat. Torlos bedeutet Langeweile. Da ist „Tumult“ doch eine nette Abwechslung.


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Konzentrieren wir uns zunächst auf sportliche. Der SC Auetal, von vielen vor Wochen als Aufsteiger gesehen, hat seine Form verloren. Dümpelt mit schwachen Resultaten vor sich hin. Hat die Tabellenführung folgerichtig eingebüßt. Ein großer Dank gebührt dem Gast aus Exten, der mit Siegen über die ebenso Aufstiegsverdächtigen SG Bad Nenndorf/Riehe (2:1) und TuS Schwarz-Weiß Enzen (5:3) die Ligaspitze eng zusammenrücken ließ. Nun 0:0 beim SC Auetal. Ach, hätte Exten die ganze Saison über so bravourös gespielt, die Mannschaft wäre sicher gleichfalls vorne.


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Er mag offenbar gar nicht mehr hinsehen: SCA-Coach Thomas Reh.


Verglichen mit den Exten-Resultaten der Konkurrenz ist dieser Punktgewinn wohl ein Erfolg des SC Auetal. Freuen konnte sich von den Fans des SCA hingegen keiner. Die Punktverluste schmerzen. Noch mehr das Ausscheiden im Kreispokal. „Der Aufstieg ist für uns gar nicht so wichtig“, lässt ein Fan in Volkes Seele blicken. „Aber der Kreispokal war unsere Domäne. Da ist es bitter, dass wir uns letzten Dienstag durch eine schlechte zweite Halbzeit aus dem Wettbewerb gekegelt haben. Im Finale stehen jetzt andere. Das schmerzt unheimlich!“.


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Gegen Exten war in der Liga Wiedergutmachung angesagt. Dies gelang nur teilweise. In der ersten Halbzeit hatte der Gast, der TSV Eintracht, Vorteile. Serhat Merdoglu schoss zu Beginn gleich zweimal gefährlich auf den Kasten (1.+10.). Torhüter Frederik Meier parierte glänzend. „Ich weiß nicht, ob der Ball ins Tor gegangen wäre“, schilderte der SCA-Schlussmann später die Szenen. „Aber ich sprang sicherheitshalber hin.“ Der SC Auetal tat sich im Angriff schwer. Doch Florian Meyer bot sich die Chance zur Pausenführung (45+3). Sebastian Steinke lenkte den scharfen Schuss noch um den Posten. „Der Torwart von Exten hat dem TSV den Punkt gerettet!“ zollte SCA-Vorsitzender Dieter Gruppe dem 21-jährigen Schlussmann ein dickes Lob.

Auch nach dem Seitenwechsel zeichnete sich Steinke mit Paraden aus. Das Chancenplus in dieser Halbzeit ging mit 6:2 an Gastgeber Auetal. Aber was nutzt solche Statistik, wenn die Partie mit 0:0 dann endet? Exten bot sich durch Jonas Hunze und Michael Krohn eine Doppelchance (59.). Beim SC Auetal hatten Tim Neermann (46., 70., 77.) Felix Rauhut (56.) Lukas Herrmann (62.) und Tobias Feldmann (88.) das Tor des Tages auf dem Schlappen. Am Ende stand jedoch die Null, was Zuschauer aus beiden Lagern als gerechtes Resultat bewerteten.

Natürlich erhitzen sich die Gemüter, wenn der eine unbedingt gewinnen möchte, der Gegner konsequent dazwischen geht. TSV-Eintracht-Trainer Duran Gök coachte weit von der Trainerbank entfernt, marschierte dabei Richtung Auetaler Fanecke. Das gefiel den heimischen Anhängern weniger, die ihm flotte Sprüche entgegenwarfen. Es entwickelten sich Wortgefechte, die Duran Gök, nun wieder auf der Trainerbank, die Gelbe Karte sehen ließ. Der Trainer klatschte Beifall. Dafür gab es Gelb-Rot (86.). Natürlich muss der Sünder dann den Platz verlassen. Doch führt der schmale Weg entlang der Aue an den Stammplätzen der SCA-Ultras vorbei. Hitzige Worte aller Seiten und Gejohle begleiten den Gang des Trainers. Göks Sohn Oguzhan lief als Verstärkung von der Wechselbank hinzu. Der Muskelberg hätte die SCA-Fans mit K.O.-Treffern von bester Qualität gewiss beeindruckt. Doch seine Mitspieler sprangen als Ringrichter hinzu. Auch Schiedsrichter Torben Kunze eilte zum Tatort an der Würstchenbude.

„Es war ein spannendes Spiel, die Emotionen kochten hoch. Hinzu kam dann die Reaktion der Fans. Das Klassische halt“, berichtete der Unparteiische, der seit fünf Jahren pfeift. „So etwas passiert gelegentlich, vielleicht nicht in der Intensität. Der Platz an der Obersburg ist natürlich ungünstig gebaut. Die Fans stehen sehr nah am Platz. Aber so schnell, wie die Situation entstanden ist, beruhigten sich die Gemüter wieder. Das Unentschieden ist in meinen Augen das gerechte Ergebnis heute.“ So sahen es auch die Spieler und die Zuschauer. Später in der dritten Halbzeit standen alle friedlich beieinander. Die Gewitterwolken des Zornes hatten sich verzogen. Der TSV aus Exten ließ die Fans beider Lager am Vereinsbeinamen teilhaben. Friedliche „Eintracht“ herrschte wieder an der Obersburg.

Das Schlusswort sei Tim Kaufmann gegönnt. Der Extener Verteidiger, ein Leistungsträger, spielte in jüngster Zeit gegen alle Aufstiegsaspiranten. Wer ist am stärksten, wer packt den Aufstieg? Sein Kommentar zum Spiel: „Wenn wir im Auetal einen Punkt holen, ist das für uns moralisch ein Erfolg und auch ein Leckerbissen. Rein ergebnistechnisch hatten wir heute nicht mehr viel zu verlieren. Natürlich auch nicht zu gewinnen. Gerade wenn es so hitzig wird, ist es besonders schön, dass wir hier Stand hielten. Wir haben gut verteidigt. Aus meiner Sicht waren wir in der ersten Halbzeit klar besser. In der zweiten Halbzeit ruhten wir uns ein bisschen aus, konzentrierten uns aufs Verteidigen. Von Auetal kam nicht mehr viel, bei aller der Qualität, die diese Mannschaft hat. Aber sie fanden gegen uns kein Mittel.“

Ja, wer steigt denn auf? Tim Kaufmann weiter: „Wenn ich die Spitzenmannschaften vergleiche, so sind sie nicht gleich stark. Aus meiner Sicht ist Enzen die spielstärkste Mannschaft. Ich finde, Enzen hätte den Aufstieg verdient. Die Qualität ist da! Der fußballerische Ansatz gefällt, den Enzen pflegt. Auetal versucht das phasenweise auch. Bad Nenndorf/Riehe sehe ich in der Bezirksliga überhaupt nicht. Erst mal sind sie viel zu undiszipliniert. Wenn sie drei, vier Leute nicht dabeihaben, wird’s auch nichts mehr. Enzen ist als Kollektiv stärker. Sie treten erfahrener auf, sind ruhiger im Spiel, bieten einen sauberen Fußball als Bad Nenndorf und Auetal. Daher wäre Enzen aus meiner Sicht der der favorisierte Aufsteiger.“

Tim Kaufmann hört nach Saisonende mit Fußballspielen auf. „Weil ich gegen Auetal immer einen Punkt geholt habe, reicht es mir jetzt“, scherzt der 29-Jährige. „Nein, berufliche und private Gründe geben den Ausschlag.“ Doch halt! Sollte der TuS Schwarz-Weiß Enzen tatsächlich aufsteigen, wäre für den dann Ex-Exten-Spieler eine neue Stelle frei. Als Orakel bei SHG-Sport.de.

SC Auetal: Frederik Meier – Benedikt Friedrichs, Niklas Brecht, Tobias Feldmann, Justin Andre (57. Lukas Herrmann) – Florian Meyer, Moussa Guire (74. Marcel Ollenborger) – Tim Neermann, Felix Rauhut, Philip Dunkley, Marco Hauser (66. Jörn Fickendey-Engels) // Trainer: Thomas Reh

TSV Eintracht Exten: Sebastian Steinke – Dominic Heitmann, Artur Kalis, Tim Kaufmann, Michael Krohn, Martin Jaskulski – Phil Wehling, Jonas Hunze – Melwin Mehic (90.+2 Fabio Hubert), Felix Kaufmann, Serhat Merdoglu (73. Jan Kaufmann) // Trainer: Duran Gök

Schiedsrichter: Torben Kunze (Rot-Weiß Stadthagen

SR-Assistenten: Maximilian Espenkötter (TuS Niedernwöhren) + Pascal Hönicke (TSV Eintracht Bückeberge)

Tore: keine

Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rote Karte gegen Duran Gök (88./ Reklamieren, unsportliches Verhalten); Tumult an der Imbissbude zwischen Trainer, Spielern und Zuschauern beim Gang vom Platz

Zuschauer: 93

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