SC AUETAL VERPASST SPRUNG AN DIE TABELLENSPITZE
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN/MONTAGE: HGA
Auetal. Keine Tore, Elfmeter verschossen, solide Abwehrreihen beider Teams, die wenigen Torchancen dann nicht genutzt – macht da ein 0:0 noch Freude? „Gewiss“, urteilen die Spieler des VfL Bückeburg und rissen beim Schlusspfiff die Arme hoch. Den Punktgewinn feierten sie wie einen Sieg. Beim SC Auetal herrschte hingegen Ernüchterung. Die Serie von neun Siegen in Folge fand nun ihr Ende. Der Sprung an die Tabellenspitze ist vertagt. „Es war nicht unser bestes Spiel“, räumte der Auetaler Trainer Thomas Reh ein. „Wir hatten heute nicht die Frische. Irgendwann merkt man die vielen Spiele. Doch ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Das Spiel der Hinrunde hatten wir mit 0:5 verloren. Aus diesem Blickwinkel lief‘s heute besser.“
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Es scheint, als liegt aus Auetaler Sicht ein böser Voodoo-Zauber auf dem Bückeburger Tor. Schon in der Hinrunde schafften die Aue-Kicker keinen Treffer. Jetzt wieder nicht. Die klaren Chancen waren spärlich, und vor dem gegnerischen Kasten fehlte der letzte Biss. Als Jak Omar im Strafraum Auetals Jan Köhler fällte, gab es Elfmeter (38.). Dem Bückeburger Außenverteidiger möchten wir keinen Vorwurf machen. Fünf Tage vorher feierte er den 19. Geburtstag und zählt vom Alter her zur A-Jugend.
Aber der SC Auetal hatte an diesem Spieltag ein Problem. Drei Leistungsträger müssten wegen Spielsperren ersetzt werden. Bei Strafstößen übernimmt normalerweise Tobias Feldmann die Verantwortung. Der Routinier sah Sonntag jedoch seine fünfte gelbe Karte, durfte nur zuschauen. Also schritt Philip Dunkley zur Tat. Der Torgigant, der in der Kreisliga-Saison schon 25mal einnetzte. Doch Dunkley hatte seine Rechnung ohne den Voodoo-Fluch gemacht. Sein Schuss verkümmerte zum Schüsschen. War zwar platziert, doch hübsche Beute für VfL-Torhüter David Detjen. Auch gegen Spielende hielt Detjen einen tückischen Aufsetzer von Philip Dunkley (79.).
Die Leser wollen über Tore lesen. Nicht wer wann aussichtsreich dann irgendwie verballert hat. Lassen wir die Trainer zu Wort kommen, wie sie dies 0:0 gesehen haben. VfL-II-Coach Steffen Führung grifft selbst als Sturmspitze in das Geschehen ein. „Heute sind wir mit dem letzten Aufgebot angereist. Ich muss immer gucken, wer gerade da ist. Wenn zeitgleich unsere 1. Mannschaft spielt, wird es nicht einfacher. Uns fehlen aktuell sechs Stammspieler, teils schwer verletzt. Das Ziel war, gut zu verteidigen. Das haben wir geschafft. Nach vorne hätten wir von unseren drei Dingern gewiss eine Chance nutzen können. Dann wären wir vielleicht als Sieger vom Platz gegangen.“
Wir haben sogar vier Chancen des VfL-II gezählt. Raik Brinkmann war links durch, hämmerte die Kugel knapp über die Latte (9.). Dann brachte die Auetaler Abwehr sich selbst in Gefahr, als ein verunglückter Rückpass Jannik Dörr in Szene setzte. SCA-Torhüter Marco Großardt musste sein ganzes Können aufbieten und eine Prise Glück hinzupacken, damit es nicht im Kasten einschlug (40.). Anschließend kam die Freistoßszene vom Pascal Könemann. Aus 30 Metern hämmerte er den Ball aufs Tor. „Ein strammer Schuss! Mit etwas Glück verschätzt sich der Torwart, und schwupp-die-wupp ist der Ball drin“, urteilte Vater Reinhard, der lange Jahre Betreuer der ersten Mannschaft war. Reinhard Könemann hat nie beim VfL gespielt und kam durch seine Söhne dorthin. Aktiv war er in Hevesen. Der Berichteschreiber muss sich seine Ohren reiben. Richtig gehört? Oder war es Evesen?
Die letzte dicke Chance der Bückeburger bot sich Florian Hansch. Bei einer Leon-Steinke-Flanke traf er den Ball nicht richtig. Vorbei die Möglichkeit (47.)! Das Plus lag allerdings beim SC Auetal. Aber was sollten die Kicker von der Aue ausrichten? Der Voodoo-Fluch war gnadenlos. Dies stellten Philip Dunkley (30., 38. beim Elfmeter, 42., 45., 68., 79.), Lukas Herrmann (41.) und Tim Neermann (55.) fest. Mal abgeblockt, mal knapp vorbei, mal Torwart-Beute. Als Antwort gibt es nur zwei Dinge. Sich ärgern und dem Gegner Komplimente machen.
Hätte man den Elfmeter verwandeln können? „Ich jungen Jahren wäre mir dies gelungen“, war Stefan Evert scherzhaft überzeugt. Evert gilt als Legende beim TuS Rehren A/O. Ein knochenharter Verteidiger und Mitglied jener Mannschaft, die 2002/03 ungeschlagen Kreismeister wurde, aufstieg und auch ins Kreispokalfinale einzog. Evert war Elfmeterschütze vom Dienst. „Ich habe einundzwanzig reingemacht“, so seine stolze Bilanz. Aber der heute 56-Jährige ist auch ehrlich. „Dann habe ich vier verschossen und durfte nicht mehr ran.“ Ob Philip Dunkley in dreißig Jahren den jungen Zuhörern ähnliches erzählt?
SC Auetal: Marco Großardt – Benedikt Friedrichs, Niklas Brecht, Felix Rauhut, Marcel Ollenborger – Florian Meyer, Moussa Guire – Tim Neermann - Lukas Herrmann (67. Julien Erdmann), Philip Dunkley, Jan Köhler (60. Marco Hauser)//Trainer: Thomas Reh
VfL Bückeburg II: David Detjen – Jak Omar, Til Wartmann, Jan-Eike Raschke, Leon Steinke – Raik Brinkmann, Pascal Könemann, Tim Buchwald, Raik Brinkmann (90. Fabio Errico) – Simon Häberli (8. Jannik Dörr), Steffen Führing, Andreas Mut (45. Florian Hansch)//Trainer: Steffen Führing
Schiedsrichter: Dennis Remus (MTV Rehren A/R)
SR-Assistenten: Timon Hösl (JFV Nenndorf) + Andreas Weigl (TuS Jahn Lindhorst)
SR-Reserve: Michael Brauns (ETSV Haste)
Tore: keine
Besonderes Vorkommnis: Philip Dunkley scheitert mit Foulelfmeter an David Detjen (38.)
Zuschauer: 130