SC AUETAL HOLT NEUNTEN SIEG IN FOLGE
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN
Obernkirchen. Der SC Auetal scheint in der Kreisliga das Maß der Dinge zu sein. Neun Siege in Folge gelten als beängstigend gute Serie. Da kriegt auch der Berichteschreiber Formulierungsnöte. Wie soll er ständig wiederkehrende Erfolge in nette Worte kleiden? Fünf Finger machen eine Hand. Die Sechs beim Würfeln. Sieben auf einen Streich. Gib gut Acht. Und nun, alle Neune! Den Kegler freut’s. Auch der Auetaler Anhang fiebert dem Nachholspiel am Dienstag entgegen, wenn der VfL Bückeburg II den Weg kreuzt. Wird er das zehnte Opfer werden?
Doch Sonntag war es ein steiniger Weg, ehe der SC Auetal beim SV Obernkirchen mit 3:1 (2:1) gewonnen hatte. Die Gastgeber vom Ochsenbruch bliesen von Anfang an Richtung Attacke und hatten auch die erste Chance. Moritz Leberke verfehlte das Tor nur knapp (9.). Auf der anderen Seite erwarteten die Auetaler Anhänger einen Elfmeterpfiff, als Moussa Guire in den Strafraum fiel. Schiedsrichter Jonah Krowiorz sah den Ursprungsort der Szene jedoch außerhalb. Es gab „nur“ Freistoß. Joshua Hering hielt den Basti-Wagner-Schuss (16.).
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Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Zwei Minuten später tönte dann doch der Pfiff des Unparteiischen. Ein Obernkirchener Abwehrspieler lief Auetals Torjäger Philip Dunkley in die Hacken. Elfmeter, die Chance für Routinier Tobias Feldmann! SVO-Torhüter Hering ahnte allerdings die Ecke, tauchte hin und hielt. Der SVO-Jubel verstummte jäh, als der Schiedsrichter den Strafstoß wiederholen ließ. „Der Torhüter hat sich zu früh nach vorn bewegt“, war die Erklärung. Feldmann trat erneut an, wählte die andere Ecke und es stand 0:1 (18.).
Die Szene sollte nach dem Spiel noch für Gesprächsstoff sorgen. Obernkirchens Anhang wertete Handymitschnitte aus und kam zum Schluss, dass Torwart Hering regelkonform die Linie nicht verlassen hatte. „Wir sind nicht Bundesliga, nicht Champions League. Wir spielen Kreisliga!“ ärgerte sich Coach Giuseppe Inserra über die Schiedsrichterauslegung. Stimmt! Doch würden beide Mannschaften acht Klassen höher antreten, natürlich reine Utopie, dann könnte man den Video-Schiedsrichter fragen. So gilt die Fußballweisheit aus den Niederungen: Es gilt, was der Schiedsrichter sieht und auch so pfeift.
Bevor die Heimzuschauer sich so richtig ärgern konnten, hatten die Auetaler Gäste ihre Führung bereits ausgebaut. Tim Neermann nutzte einen Schuss ins kurze Eck zum 0:2 (22.). Doch es blieb spannend. Denn Obernkirchens Antwort folgte prompt. Über Gräber, Schmalkoch, Nasef – es liest sich wie aus einem Telefonbuch – kam der Ball zu Tim Köhler. Der traf zum 1:2 (24.). Der Rettungsversuch von Marc Steinsiek auf der Linie brachte nichts. Man erwartete nun einen Sturmlauf der Gelb-Schwarzen, was ja die Traditionskleidung des SV Obernkirchen ist. Der kam auch, ansatzweise, aber die SCA-Abwehr stand sicher.
Kurz vor der Halbzeit trat Sebastian Wagner in Erscheinung. Aus Sicht des Spielers erst mit normal üblichem, doch dann mit unrühmlichem Ausgang. Ein Wagner-Freistoß von der Strafraumgrenze wurde von der SVO Abwehr geblockt (40.). Kann vorkommen, passiert in jedem Spiel. Kurz vor dem Gang zur Pause hakte Wagner mit dem Bein aus und traf sein Gegenüber. Kein wilder Tritt, doch Foul und ROT (44.). Die SCA-Anhänger waren entsetzt und murmelten etwas, was wie „…umm und …ämlich“ endete.
Beleuchten wir die 2. Halbzeit und stellen fest, dass auch Torjäger Philip Dunkley zuschlug. Der Stadionsprecher am Ochsenbruch war so Dunkley-begeistert, dass er bereits beim zweiten Auetaler Treffer den Halb-Engländer als Torschützen ausrief. Jetzt nutzte Dunkley eine Neermann-Vorlage, lockte den Torwart aus dem Kasten und traf zum 1:3 (60.). „Ein Spiel in Unterzahl tut uns nicht gut“, gestand Obernkirchens Trainer Inserra ein. „Wir üben solche Szenen sicherlich im Training. Doch wenn der Ernstfall kommt und jeder meint, jetzt läuft das Spiel in unsere Richtung, schieben unsere jungen Spieler die Verantwortung auf den Nebenmann.“ Zwanzig Minuten später brauchte sich Inserra wegen der Überzahl keine Sorgen mehr machen. Mohamed Nasef, dessen Vorname man in Ägypten landesüblich mit „Mido“ umschreibt, sah die zweite Gelbe Karte. Bis dahin galt Nasef ein ständiger Unruheherd auf der Außenposition. Natürlich positiv gemeint. Wirkungsvolle Flanken kamen aber kaum zustande. Die Auetaler Abwehr köpfte alles weg.
Gönnen wir die letzten Sätze einem letzten Mann, dem Auetaler Torwart Marco Großardt. „Einfach war die Aufgabe gewiss nicht. Seitdem feststeht, dass Guiseppe Inserra als Trainer aufhört, holt der SVO sehr viele Punkte. Sie haben gegen Lindhorst hoch gewonnen, gegen Bad Nenndorf/Riehe Unentschieden gespielt. Unsere 2:0 Führung während der 1. Halbzeit sehe ich als schmeichelhaft. Aber als wir in Unterzahl gerieten, haben wir es gut verteidigt. Ich brauchte kaum eingreifen. Die Standards, die man kriegt, ob aus dem Halbfeld mit irgendwelchen Freistößen oder bei Ecken, die kann man sicherlich nicht unterbinden. Ich erinnere mich aber nicht, dass ich in der 2. Halbzeit aus dem Spiel heraus einen Ball gehalten habe. Da gilt der Abwehr großes Lob. Aber auch der gesamten Mannschaft, die gut vorne wegverteidigt hat. In der Pause hatten wir dies so geplant und sicherlich nicht besser lösen können. Natürlich ist es ärgerlich, dass wir drei Sperren hier mitnehmen, in meinen Augen unnötige. Aber das ist dann ein Problem am Dienstag und nicht heute.“
Wenn der VfL Bückeburg als nächster Prüfstein kommt, fehlen den Männer von der Aue Sebastian Wagner (Rot-gesperrt), Marc Steinsiek (Gelb-Rot-gesperrt) und Tobias Feldmann (5. Gelbe Karte). Im Spiel der Hinrunde unterlag der SCA in Bückeburg mit 0:5. „Aber der Gegner kocht auch nur mit Wasser. Die Bückeburger ‚Erste‘ spielt zeitgleich. Wir werden sehen, was machbar ist“, hört man aus der Auetaler Mannschaft.
SV Obernkirchen: Joshua Hering - Pascal Büsing (61. Kilian Niemann), Torben Wehmeyer, Jan Wilkening, Jannis Kranz - Bastian Schmalkoch – Tim Köhler, Philipp Gräber - Moritz Leberke, Mido Nasef, Dogan Kartalkus//Trainer: Giuseppe Inserra
SC Auetal: Marco Großardt - Benedikt Friedrichs, Niklas Brecht, Tobias Feldmann, Marc Steinsiek - Florian Meyer, Moussa Guire - Sebastian Wagner - Lukas Herrmann (67. Jörn Fickendey-Engels, Philip Dunkley (85. Justin Andre), Tim Neermann (90. Julien Erdmann)//Trainer: Thomas Reh
Schiedsrichter: Jonah Krowiorz (TSV Hagenburg)
SR-Assistenten: Justin Krowiorz + Lukas Krimling (beide TSV Hagenburg)
Tore: 0:1 Feldmann (18., Foulelfmeter), 0:2 Neermann (22.), 1:2 Köhler (24.), 1:3 Dunkley (60.)
Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte: Sebastian Wagner (SCA, 44.)
Gelb-Rote Karten: Mido Nasef (SVO, 75.), Marc Steinsiek (SCA, 87.)
Zuschauer: 126