VFL BÜCKEBURG KÄMPFT IN UNTERZAHL VERGEBLICH
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN
Bückeburg. VfL Bückeburg – VfR Evesen, geographisch nahebei, in der monetären Planung meilenweit entfernt, doch beide in der gleichen Liga. Kreuzen sich die Wege dieser Clubs zusätzlich noch im Bezirkspokal, verheißt dies Spannung.
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Der Spielverlauf ist schnell geschildert, die Favoritenrolle eindeutig. Der VfL sah sich als Mannschaft mit dem „Doppel-A“. Aufsteiger und Außenseiter. Der VfR Evesen, der noch im Sommer an sich selbst am Aufstieg in die Oberliga scheiterte, hatte es im Bezirkspokal damals bis ins Viertelfinale geschafft. War klarer Favorit und zeigte gleich, wo hier der Hammer hängt. Dritte Minute, neunte Minute, bum bum, 0:2. Saif Hussain nach Vorlage von Lennard Heine, nur wenig später Niko Kleiber, es schien sich ein Debakel für den Traditionsverein aus Bückeburg anzubahnen. Doch kampflos wollte der VfL das Spiel nicht herschenken. Alexander Bremer wurde von VfR-Torwart Nick Völkening zu Fall gebracht, Elfmeter! „Den wollte er haben“, urteile Michael Hull, der Vater von VfR-Spieler Sebastian. „Bubi ist ein routinierter Mann. Klar, dass er den verwandelt.“ Das 1:2 (19.) machte dem Bückeburger Anhang Hoffnung.
VfR-Coach gibt Paskal Fichtner letzte Anweisungen. Erfolgreich, Fichtner erzielte das Tor zum 4:2-Endstand für den VfR.
Doch wo waren die treuen Ultras, die mit Flaggen und Sprechchören den VfL so oft anfeuerten? Die Wand war diesmal leer. „Ich weiß es auch nicht“, grübelte der Stadionsprecher auf Nachfrage. „Vielleicht liegen sie besoffen in irgendeiner Ecke?“ Humor bei Seite, die Bückeburger Hoffnungsflamme schien zu erlöschen. Nach Foul an Emilio Enzi gab es für Alexander Kummert die zweite gelbe Karte (40.). Fortan agierte der VfL in Unterzahl. „Für die 2. Halbzeit sehe ich schwarz“, unkte Thomas Schlüter, Vorsitzender des FSC Eisbergen. Schlüter hat diesen Posten schon seit 26 Jahren inne. Man erkennt ihn unschwer am Fortuna-Käppi, was ihm angewachsen ist. Seit 1972 ist er Fan der Düsseldorfer und fährt seit 37 Jahren regelmäßig zu den Heimspiele in Rheinland.
Thomas Schlüter, Vorsitzender FSC Eisbergen.
„Aber auch für den VfL Bückeburg schlägt mein Herz. Die kommen fast jedes Jahr zum Vorbereitungsspiel nach Eisbergen“, sagte Schlüter. Seine Vorahnung ist zum Glück aber nicht eingetroffen. Die 2. Halbzeit blieb stets spannend. Sicher wäre es anders gelaufen, hätte Lennard Heine mehr als die Unterkante der Latte getroffen (51.). „Besonders imponiert mir ‚Bubi‘ Bremer. Er braucht noch nicht mal laufen, um bester Spieler auf dem Platz zu sein. Genial, wie er den Ball zum Torschützen Marvin El Kattan weiterleitete“, so Schlüter. Der junge Mann, der eigentlich sein Sohn sein könnte, hatte Bubis Vorlage perfekt zum 2:2 verwertet (54.). „Woher der kommt, weiß niemand.“ Hier gilt es nachzuforschen. El Kattan am aus der Jugend des TSV Havelse, hat aber Vergangenheit beim SC Rinteln. Eisbergens Vorsitzender weiter: „Obwohl der VfL und VfR nun beide in der Landesliga spielen, war es ein Kampf David gegen Goliath. Auf Evesener Seite alles gestandene Fußballer. Bei Bückeburg kannte ich außer ‚Bubi’ Bremer niemanden. Versick, Buchholz, Schneckener, Westhoff – alle nicht dabei! Die Mannschaft hat sich gut verkauft, das Spiel in Unterzahl spannend gehalten. Davor muss ich den Hut ziehen! Am Ende wurde der Leistungsunterschied deutlich, was schon der Blick auf beide Aufstellungen vorhersagte. Trotzdem ist mir das Bückeburger Modell sympathischer.“
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Der VfR Evesen lieferte dann doch. „Hatte 80% Ballbesitz“, wie Groundhopper Christian Netz anmerkte, der aus Bad Oeynhausen anreiste und alle Spiele um Umkreis von 50 km abgreift. Sebastian Hull gab von der Torauslinie in den Strafraum. Niko Kleiber schoss ein: 2:3 (77.). Mit Jan-Christoph Thom und Paskal Fichtner hatte Evesen noch routinierte Spieler in der Hinterhand. Sie kamen im Verlauf des Spiels. Fichtner bedankte sich in der Nachspielzeit, nutzte eine Bennet-Heine-Flanke und es stand 2:4 (90.+1). Da war die Frage nach dem Sieger aber schon längst klar. „Beim VfR gefiel mir Niko Kleiber, stets torgefährlich, Samuel Pentke, der kaum einen Zweikampf verliert, und Bennett Heine“, urteilte der Vorsitzende des FSC Eisbergen. „Klar, der Sieg vom VfR Evesen war hochverdient. Ich wünsche für den weiteren Verlauf ihm im Pokal natürlich viel Erfolg.“
Moritz Matz (VfL, weiß) kommt vor Niko Kleiber an den Ball. Rein zur Vorsicht hebt er Kleibers Bein schon mal an.
Wie geht es weiter? Mit Schwarz-Weiß Enzen, das am Dienstag dank einer starken 2. Halbzeit SC Twistringen mit 5:1 vom Platz fegte und dem VfR Evesen sind noch zwei Schaumburger Vereine im Wettbewerb. „Wahrscheinlich losen wir kommende Woche die nächste Runde aus. Auf der Bezirksvorstandssitzung“, meinte Thorsten Schuschel (Hannover), der Vorsitzende vom Spielausschuss. „Es läuft wie in den letzten Jahren immer. Zu Beginn des Bezirkspokals kommen alle Mannschaften zum Einsatz. Wir haben ja die helle Jahreszeit, wo Fußball richtig Spaß macht. Für die 1. Runde losen wir nach regionalen Gesichtspunkten. Bedienen uns aus acht Töpfen. Ein solches Losverfahren gibt es für die 2. Runde nicht. Die Spiele werden hier gesetzt. Man spielt noch in der Heimat oder gegen einen Gegner aus dem Nachbarkreis. Nun bleiben 21 Mannschaften übrig. Eine Zahl, die wir auf 16 runterbrechen müssen. Also wird eine 3. Runde eingeschoben mit weniger Begegnungen.“
Stimmt, im letzten Jahr musste der FC Stadthagen ran, erfreute sich eines 4:2 im Elfmeterschießen gegen den SV Gehrden. „Für die 3. Runde wird gelost“, so Schuschel, „Hier gibt es eine Nord-Süd-Aufteilung. Das Endspiel findet dann im Juni statt. Eine Zeit lang wurde das Finale im Final-Four-Rahmen bestritten, was gut angekommen ist. Mittlerweile findet es bei einem der Endspielteilnehmer statt. Natürlich kann der Spielort erst nach dem Halbfinale festgelegt werden. Gespielt wird beim unterklassigen Verein. Stammen beide aus der gleichen Liga, entscheidet das Los.“ Manchmal sind Finalergebnisse überraschend. Diesen Sommer galt der TSV Barsinghausen auf eigenem Platz als Favorit. Wurde aber von TuS Sulingen mit 1:7 (!) in die Kabine geschossen. „Wahrscheinlich waren die Sulinger, die freiwillig sich aus der Landesliga zurückzogen, besonders motiviert. Sahen dieses Spiel als krönenden Abschluss“, mutmaßt der Spielausschussvorsitzende.
Egal ob Enzen oder Evesen in jener 3. Runde ran müssen, SHG-Sport bleibt am Ball. Natürlich schreiben wir auch dieses Spiel und rechnen mit netten Fotos.
VfL Bückeburg: Mario Homeier – Maurice Matz (63. Leon Steinke), Alexander Kummert, Bjarne Struckmeier, Philipp Rohde – Marlo Niemann (71. Kilian Zenke), Jan Thies (82. Bastian Schmalkoch), Philipp Spannuth – Marvin El Kattan, Alexander Bremer, Moritz Leberke / Trainer: Martin Prange
VfR Evesen: Nick Völkening - Shane Newey (89. Fin Alack), Samuel Pentke, Yannik Bajrami (65. Paskal Fichtner), Sebastian Hull – Bastian Evers (65. Niklas Siepe), Emilio Enzi – Bennett Heine, Niko Kleiber, Saif Hussain (40. Jan-Christoph Thom), Lennard Heine / Trainer: Heiko Thürnau
Schiedsrichter: Volker Mende (Eintracht Hannover)
SR-Assistenten: Jonas Pampel (Polizei SV Hannover) + Niklas Herrmann (SV Stern Misburg 1913)
Tore: 0:1 Saif Hussain (3.), 0:2 Niko Kleiber (9.), 1:2 Alexander Bremer (20., Foulelfmeter), 2:2 Marvin El Kattan (54.), 2:3 Niko Kleiber (77.), 2:4 Paskal Fichtner (90.)
Besonderes Vorkommnis: Gelb-Rot gegen Alexander Kummert (VfL, wiederholtes Foulspiel, 40.)
Zuschauer: 600