SC AUETAL ZIEHT INS HALBFINALE EIN
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN
Krankenhagen. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, sagt man. Da freut sich garantiert das Phrasenschwein. Aber stimmt das wirklich? Zwar flackert ab und an ein Sensationsfünkchen der Überraschung auf. Meist dominiert jedoch der Favorit. So Dienstagabend auch in Krankenhagen, als der gastgebende TSV dem SC Auetal den Kreispokal vermiesen wollte. Hat nicht geklappt. Mit 5:0 siegten die Männer von der Aue überdeutlich und ließen beim mitgereisten Anhang Freude aufkommen. Die neutralen Zuschauer gähnten sich durch die 2. Halbzeit, denn die Entscheidung war längst gefallen. Die Frustration beim TSV saß tief. Kurz nach Spielende wurde das Licht ausgeknipst, wobei nicht einmal eine Notbeleuchtung existierte und alle Zuschauer in Düsternis zum Ausgang tappten. „In Krankenhagen sind die Lichter aus“, darf man sarkastisch anmerken. Zwar energiesparend nach Spielschluss; aber auch sportlich war der Akku leer.
Ein Kreispokalspiel zwischen dem TSV und SC Auetal hat es schon mal gegeben. Vor siebeneinhalb Jahren. Damals war es ein Spitzenspiel. Der SC Auetal, frischer Tabellenführer, zum Gast beim Dritten Krankenhagen. Doch halt, ganz richtig ist das nicht. Zwar stimmen die Platzierungen, doch spielten die Männer von der Aue in der Kreisliga. Der TSV war Dritter in der 2. Kreisklasse, zwei Ligen tiefer, und stieg am Ende auf. An jenem 8. September 2015 gab es bei der Frage nach dem Sieger keinen Zweifel. Mit 6:1 gewann der SC Auetal. In der nächsten Runde war dann Endstation in Rodenberg.
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Zurück zur Gegenwart. Der SC Auetal gewann die letzten sieben Spiele in der Kreisliga, jetzt überdeutlich auch im Kreispokal. „Wir kamen schnell ins Spiel hinein. Waren gefühlt im sechsten Gang, der Gegner noch im ersten Gang. Krankenhagen schien mir überfordert. Eigentlich mussten wir nach 15 Minuten bereits mit 3:0 führen“, wertete Außenstürmer Tim Neermann den Beginn. Jan Köhler gönnte sich den Luxus, freistehend vor dem Tor den Ball am Lattenkreuz vorbeizuschießen (2.). Köhler glänzte aber als Vorlagengeber, bediente Philip Dunkley, der die Abwehr ausguckte und zur Auetaler Führung einschoss (0:1, 4.).
Dem SCA boten sich weiter gute Chancen. Nett anzusehen, doch ohne Nutzen. Ein Kopfball von Marc Steinsiek strich über die Latte (9.). Ein Köhler-Schuss wurde von Schlussmann Dirk Hempel per Fuß geklärt (11.). Der ehemaligen Landesliga-Torwart von Union Minden und langjähriger Keeper vom TSV Eintracht Exten machte seine Sache gut. Nach 13 Minuten kam der TSV Krankenhagen erstmals vor der Auetaler Tor, als SCA-Torhüter Frederik Meier eine Flanke von Dominik Melcher herunterpflückte.
Wäre das Spiel anders gelaufen bei einem Krankenhäger Ausgleich? Zumindest schien der in der 24. Minute zu fallen. Volkmar Vöge war an Torwart Meier schon vorbei, doch rettete Marc Steinsiek auf der Linie. „Ob es beim Ausgleich spannend geworden wäre? Weiß man nicht, sind ja nur Mutmaßungen. Hätten wir das 1:1 gekriegt, dann hätten wir noch 5:1 gewonnen“, meinte der Linienretter. „Wenn du früh in Führung gehst, ist das natürlich hilfreich. Steht hier lange das 0:0, wächst der Gegner über sich hinaus. Dann wird es schwierig.“
Wurde es aber nicht. Philip Dunkley mit einem Schuss ins lange Eck (0:2, 25.), Tim Neermann freistehend über die Latte (28.), Marc Steinsiek mit einer Freistoß-Variante, die Torwart Hempel genial entschärfte (33.), ein Steinsiek-Schuss dann an den Pfosten (34.) zeugen von der Dominanz des SC Auetal. Als Sebastian Wagner den Ball zum 0:3 (37.) ins Netz kullerte, war die Frage nach dem Sieger längst beantwortet. Mental konzentrierten sich die Zuschauer auf die Kreispokal-Auslosung, die NFV-Kreisvorsitzender Reinhard Stemme in der Halbzeitpause durchführte. Teresa Rovelli vom TSV Eintracht Exten wirkte als Glücksfee. Der ETSV Haste (Heimspiel gegen FC Hevesen) und SC Auetal (Heimspiel gegen SV Engern) dürften sie ins Herz geschlossen haben. Speziell der SV Engern wird sich ärgern, hat er mit dem Pokalverteidiger ein übles Auswärtslos gezogen.
Fassen wir die 2. Halbzeit schnell zusammen. Krankenhagens Arne Schmieding traf den Außenpfosten (49.) und ließ den TSV am Ehrentreffer schnuppern. Doch die Musik spielte auf der anderen Seite. Nach einem Neermann-Pass musste Jan Köhler die Kugel nur noch in das leere Tor schieben (0:4, 53.). Ein Feuerwerk an Auetaler Chancen folgte, die entweder in Torwart Dirk Hempel oder am Aluminum den Meister fanden. Den Schlusspunkt setzte Sebastian Wagner. Was zwei Tage vorher im Kreisligaspiel gut klappte, funktionierte auch diesmal. Freistoß aus 30m, der Ball zischte mit Lichtgeschwindigkeit aufs Tor, und drin das Ding (0:5, 89.). Der Gegner war bedient. Gesprächspartner beim TSV fanden wir nach Spielschluss keinen. Nur Luis Schmieding war nicht schnell genug abgetaucht. „Was soll ich sagen? Nichts!“ sein Kommentar.
Einen Zuschauer möchten wir gesondert herausstellen, der den weitesten Weg zum Spiel hatte. Jonas Lühmann ist Fan vom SV Ahlerstedt/Ottendorf, der in der Oberliga antritt. Die Heimat dieses Schlachtenbummlers liegt zwischen Hamburg und Bremen. „Bis Krankenhagen sind es 204 Kilometer. Ein Klassenkamerad der Meisterschule fragte mich, ob ich nicht seinen Club, den SC Auetal, mal unterstützen könnte. Die Fahrt hat sich gelohnt. Vom SCA war es ein gutes Spiel“, meinte der Fan, der am feuerroten Haar schnell zu erkennen ist. Den Schal von Ahlerstedt/Ottendorf hatte er dabei. Doch trug ihn verdeckt. Sein Club spielte ja nicht. Nun überlegt der Schlachtenbummler, am 9. oder 10. Mai zum Halbfinale wieder anzureisen. Sein Auto wird er aber nicht in Krankenhagen parken.
TSV Krankenhagen: Dirk Hempel - Andre Redeker (46. Hendrik Sümenicht), Steffen Redeker, Deniz Bilgen, Rene Dresenkamp - Yannick Dreier (18. Luis Schmieding), Nico Golub (46. Dominik Brand), Dominik Melcher, Cedrik Neuhaus - Volkmar Vöge, Arne Schmieding//Trainer: Dean Rusch
SC Auetal: Frederik Meier - Niklas Brecht, Felix Rauhut (62. Marcel Ollenborger), Tobias Feldmann (81. Nico Winkelhake), Marc Steinsiek - Florian Meyer, Moussa Guire - Sebastian Wagner - Tim Neermann (72. Lukas Herrmann), Philip Dunkley, Jan Köhler (74. Marco Hauser)//Trainer: Thomas Reh
Schiedsrichter: Lennard Braun-Werdin (SG Liekwegen/Sülbeck/Südhorsten)
SR-Assistenten: Alan Bashar (SV Nienstädt 09) + Tobias Westhoff (TSV Steinbergen)
Tore: 0:1 Dunkley (4.), 0:2 Dunkley (25.), 0:3 Wagner (37.), 0:4 Köhler (53.), 0:5 Wagner (89.)
Besonderes Vorkommnis: Gelb-Rote Karte gegen Rene Dresenkamp, TSV Krankenhagen (86.)
Zuschauer: 175