Aufstieg als Trainer ohne ein Pflichtspiel
Rodenberg. Der 38jährige Sandy Röhrbein gehört zu den wenigen Trainern, die sowohl im Beruf als auch im Hobby den Sport im Mittelpunkt sehen. Röhrbein studierte Sportmanagement, seit November 2020 hat er die Aufgabe, den Rollstuhl-Handball in Deutschland zu etablieren. Bislang war es für den Deutschen Handballbund nicht die wichtigste Aufgabe, aber seit die European Handball Federation (EHF) den Sport massiv fördert soll es damit auch in Deutschland vorangehen. In der Freizeit will Röhrbein die Männer der SG Rodenberg wieder in die Kreisliga Schaumburg führen. Ein schwieriges Unterfangen in diesen Zeiten, einen Aufstieg hat er mit der SGR - aus der 2. Kreisklasse in die 1. Kreisklasse - schon geschafft. Der Aufstieg gelang allerdings ohne die Einwirkung des Trainers. Das zeigt der Rückblick auf das Jahr 2020.
Der Rückblick beginnt kurz vor Weihnachten 2019. Da übernahm Röhrbein den Trainerposten vom bisherigen Trainer Fabian Golombek, der während einer längeren Verletzung die Mannschaft betreute. Es folgten einige Neuverpflichtungen, mit Betreuer Sylvio Franke, Cotrainer Holger Meyer sowie Torwarttrainer Rene Bövers hatte der neue Coach ein gutes Team beieinander. Die SGR hatte bis dahin elf von den 26 angesetzten Pflichtspielen absolviert. In 2020 sollte es mit einem Auswärtsspiel beim TSV Hespe weitergehen - dann schlug Corona zu. Die Saison 2019/20 wurde abgebrochen, die SGR stieg als Tabellenführer auf. Und das ohne ein Pflichtspiel unter dem neuen Coach zu absolvieren. „Wir waren mit der Vorbereitung bis auf das Abschlusstraining fertig, pünktlich zum Saisonstart haben wir aufgehört. Der Aufstiegstrainer ist in diesem Falle Fabian Golombek“, sagt Röhrbein.
Den Posten hatte er übernommen um etwas aufzubauen, die Mannschaft zu entwickeln, mit der Unterstützung der sportlichen Leitung Golombek und Torben Sieg. Dieses Vorhaben wurde nun erst einmal brutal ausgebremst. Die Nachricht vom Aufstieg kam beim dann wieder möglichen kontaktlosen Training. „So richtig freuen konnte man sich nicht“, erinnert sich Röhrbein. Mit weiteren Neuverpflichtungen ging es in die Vorbereitung auf die Saison 2020/21, auch der neue Begriff „Hygienekonzept“ hielt Einzug bei der SGR. Nach sieben Spielen und damit absolvierter Hinrunde belegt die SGR in der 1. Kreisklasse B ungeschlagen Platz ein vor dem TuS Jahn Lindhorst, SC Deckbergen-Schaumburg und TSV Krankenhagen.
Doch die Ereignisse wiederholten sich, Corona erstarkte wie schon im Frühjahr, die Saison wurde unterbrochen, der Spielbetrieb ruht auf unbestimmte Zeit. „Ich war mit der Ligeneinteilung nicht einverstanden, wir sind an Lauenau und Algesdorf vorbei gefahren, die Derbys fehlten uns, es sind definitiv Einnahmen ausgefallen“, erklärt Röhrbein. Fehlende Einnahmen in der Pandemie stellen für alle Amateurvereine ein ernstes Problem dar. Auch die Umsetzung eines Hygienekonzeptes verursachte neben Kosten auch viel Arbeit und gelang nicht immer. „Wir haben sicher den einen oder anderen verärgert, aber im großen und ganzen haben sie es verstanden“, sagt Röhrbein mit Blick auf die Zuschauer.
Mit Verschärfung der Schutzmaßnahmen ging es wie bei anderen auch für die SGR an die organisatorischen Grenzen. „Wir haben uns viel Arbeit gemacht, manchmal lag es an der Durchsetzung. Man hat zwar das Hausrecht, aber es war schwierig, die Maßnahmen durchzusetzen“, meint Röhrbein. Er sah viel mangelnde Disziplin bei den Zuschauern während der Hinrunde, hält aber wenig davon ohne Zuschauer zu spielen. „Alle zu bestrafen weil einige wenige sich nicht daran halten, davon halte ich nichts“, so Röhrbein. Im Rückblick wünschte er sich allerdings, dass ein Verein sein Hausrecht durchsetzt und auch mal klare Ansagen in Richtung Spielabbruch oder nicht Austragung des Spieles zu machen, sollten die geforderten Maßnahmen nicht eingehalten werden. Dazu gehöre vor allem mehr Kontakt zwischen Ordnern, Schiedsrichter und Vereinsverantwortlichen, weiter sei für die mögliche Fortsetzung der Spiele zu klären, welche Befugnisse da überhaupt greifen könnten.
Für seine Mannschaft gab es klare Ansagen: „Wir haben der Mannschaft einen klaren Leitfaden an die Hand gegeben“. Aktuell ruht der sportliche Betrieb, alle Sportanlagen sind landesweit geschlossen. Ein Ausblick auf die kommende Zeit fällt schwer. „Es muss diesmal sportlich etwas entschieden werden“, äußert Röhrbein den dringlichsten Wunsch, blickt aber nach den bisherigen Erfahrungen mit Corona eher skeptisch auf ein mögliches weiter spielen. „Das ganze hat sich total geändert, es wird sogar im März schwer, realistisch wäre wahrscheinlich nach Ostern“, sagt Röhrbein. Das bleibt alles momentan ein ungewisser Blick in die Zukunft. „Man nimmt sich als neuer Trainer viel vor, taktisch, spielerisch, den Teamgeist entwickeln, dass war alles raus. „Wir sind einige Stufen hinter unserem Ziel her, es gab einige Verletzte, dass war für alle schwer. Es war kein schönes Jahr, mit dem sportlichen Abschneiden sind wir zufrieden. Da gibt es schlimmere Sachen, wir haben es gesundheitlich gut überstanden“, zieht Röhrbein sein persönliches Fazit.