EIN NEUNER-TEAM DER RUDERRIEGE SCHAUMBURGIA NIMMT ERFOLGREICH TEIL
FOTOS: Hanna Meiffert/Klaus Grubert/Hielke Hoekstra/Michel van der Werf/Ilse Kramer und Arjan Bosscha TEXT: HANNA MEIFFERT
Rudern. Zum 37. Mal findet der Elfsteden-Roeimarathon in Friesland statt. Im Vergleich: Das historisch ältere, weltberühmte Eisschnelllauf-Langstreckenrennen auf der Strecke konnte bisher erst 15-mal ausgetragen werden – zuletzt 1997. Da ist der Rudermarathon doch eine verlässlichere Veranstaltung, die seit 1985 immer im Mai stattfindet. In diesem Jahr sind 94 Gig-Doppelzweier am Start im Zentrum von Leeuwarden. Im letzten Jahr musste die Strecke aufgrund des Wetters verkürzt werden, da die Querung des Slootermeeres trotz der obligatorischen Rettungswesten zu gefährlich gewesen wäre. Dieses Jahr ist die volle Strecke mit ihren 210 km zu fahren, allerdings kamen aufgrund von außergewöhnlich starken Winden 21 Teams nicht innerhalb der geforderten 24 Stunden im Ziel an.
Ein Team kann aus max. 12 und mindestens 3 Ruderern bestehen – die Mannschaft mit der Startnummer 21 und dem Namen „Binnenschiffer“ besteht aus einem 9-köpfigen Team: 8 Ruderer der Schaumburgia Bückeburg: Klaus Grubert, Michael Scholze, Clemens Grubert, Oliver Lange, Annika Stock, Luisa Hupe, Lisa Pokorny und Hanna Meiffert sowie eine Ruderin, Marie Brückner, vom Ruderverein Linden von 1911 e. V. Hannover. Damit treten sie gegen die 12er-Teams an, denn nur für 6er- bzw. 3er-Teams gibt es Extrawertungen. Mit fünf Elfsteden-Erfahrenen und vier Neulingen ist das Team aber gut aufgestellt und geht souverän ins Rennen.
Das Wetter scheint auch perfekt – ca. 17 Grad und Sonnenschein. Um 20 Uhr gehen die Boote im 30 Sekunden-Takt ins Rennen und die Schaumburger überholen bereits in ihrer ersten Etappe fünf gegnerische Boote. Die Besatzung wechselt alle fünf bis zwölf Kilometer und so werden die 210 Kilometer nonstop gerudert. Aufgepasst: Es klingt so einfach, aber die Dämmerung, die unbekannte Strecke und natürlich die Stempel müssen auch bedacht werden. Jedes Boot hat nicht nur einen hochmodernen GPS-Tracker an Bord, sondern auch eine orangene Stempelkarte, die tatsächlich an jedem Stempelposten in den 11 friesischen Städten aus dem Boot gereicht werden muss. Fehlt am Ende ein Stempel, ist die Mannschaft disqualifiziert. Die restlichen Teammitglieder fahren in einem Auto zur nächsten Wechselstelle – Pausen gibt es also tatsächlich nicht während des gesamten Rennens. Und nicht an jedem Stempelposten darf man wechseln – das Reglement ist streng. Die Boote werden auch vor dem Start geprüft und die Sicherheitsvorkehrungen werden penibel überwacht – wie allerdings die Teams die Strecke bewältigen, ob mit Karten oder Tablet-Computer, Smartphone oder GPS-Gerät bleibt jeder Mannschaft selbst überlassen.
Die Schaumburgia setzt auf klassische Karten und Navigation per Handyapp, aber bei Nacht ist das Steuern dennoch sehr anspruchsvoll – da ist der Mittellandkanal eben doch ein „einfaches“ Revier gegen die schmalen Kanäle Frieslands, die teils wie ein Labyrinth erscheinen.
Die Nacht verfliegt aber nur so und die Schaumburger bleiben weiterhin im vorderen Feld und liefern sich immer wieder Rangkämpfe mit zwei gegnerischen Teams. Die 6er Mannschaft aus Stuttgart-Cannstadt, die dann zehn Minuten nach und ein Team aus Wageningen, welches acht Minuten vor der Schaumburgia ins Ziel kommt. Insgesamt ist es aber recht überschaubar an der Spitze – der zunehmende Wind am Vormittag streckt das Teilnehmerfeld zusätzlich. Den starken Wind spürt auch die Schaumburgia, aber die Niedersachsen sind ja bekanntlich sturmfest. So war auch der Liedwunsch zur Zieleinfahrt das „Niedersachsenlied“ von Heino, der allerdings vergessen wurde und so mussten die Ruderer tapfer zu Helene Fischer ins Ziel skullen. Die Stimmung ist dennoch bestens, denn mit dem 11. Platz im Gesamtklassement und einem 3. Platz in der Tour-Wertung von insgesamt 65 Booten ist die Mannschaft hochzufrieden nach 21:23 h angekommen.
Die Schnellsten absolvieren die Tour in 18:12 h, somit ist das Zeitfenster für die offene Kategorie nach 21:12 h geschlossen. Es war also die richtige Entscheidung in der Tour-Wertung anzutreten. Auch im nächsten Jahr ist die Teilnahme fest eingeplant.