EXTEN SIEHT DREIMAL ROT UND NIMMT ELFMETERGESCHENK AN
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN
Exten. Vor zehn Jahren hatte ein Privatsender die geniale Idee und erfand die „SchleFaZ“-Reihe. Machte quasi aus Scheiße Gold und brachte die „Schlechtesten Filme aller Zeiten“. Die Serie wurde Kult. Würden wir solches auf Schaumburg übertragen und den Wettbewerb des „SchleSpiS“ ausrufen, des „Schlechtesten Spiels der Saison“, wäre die Partie zwischen Exten und Auetal in der engen Auswahl. „Wieso tun wir uns dies an einem schönen Sonntag an“, meinten einige Zuschauer. Aber es gab auch ein paar Aufreger. Ein Lattentreffer aus dem Nichts. Ein Elfmetergeschenk des Auetaler Torhüters, den Marcel Kattenhorn zum Tor des Tages annahm. Außerdem brachten drei Platzverweise Farbe in das Spiel. Am Ende siegte Exten 1:0 und freute sich, während der SC Auetal in eine Krise taumelt.
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Früher war alles besser! Mit diesem Spruch nerven die Alten seit Generationen die Jugend und zeigen, dass sie in der Vergangenheit gefangen sind. Der Berichteschreiber zählt selbst zur Spezies der Altgedienten. Erinnert sich an 2016, als Auetal in Exten 7:1 gewann. Oder ans Jahr 2019, als der TSV mit 4:3 und 4:4 in torreichen Begegnungen antwortete. Diesmal war es ein lauer Kick. Ohne viel Strafraumaktionen. Überrascht waren die Zuschauer wie auch die Auetaler Abwehr, als eine Flanke von Sebastian Schmidt Andreas Kramer erreichte. Der 39-jährige Routinier, beim TSV auch als Spartenleiter im Einsatz, köpfte an die Latte. Ansonsten gab es bis zur Pause ein paar Halbchancen. Sebastian Wagner auf Auetaler Seite (11.), Marcel Kattenhorn (18./39.) und Dennis Bub (24.) für Exten trafen zwar den Ball, doch nicht das Tor.

Angesichts der gebotenen Fußballkünste stehen dem Extener Torwart die Haare zu Berge.
Die Roten Karten, die Schiedsrichter Julian Krisp jeweils in Richtung Exten zückte, behandeln wir in einem Extra-Abschnitt. Den sportlichen Aufreger gab’s in der 73. Minute. Symptomatisch war die Szene für den SC Auetal, der weiß, dass es im Augenblick nicht läuft. Der Wille zum Erfolg ist da, notfalls mit Macht. Jedoch mit weniger Geschick und einer Prise Unvermögen. Als Melwin Mehic an der Torauslinie in Ballbesitz war, wollte SCA-Torhüter Marco Großhardt das Leder sichern. „Der Torwart geht auf den Boden. Dabei kommt der Fußkontakt. Der Stürmer fällt, Elfmeter!“ erklärte Schiedsrichter Julian Krisp. Marcel Kattenhorn, mit der Erfahrung von 91 Oberligaspielen in den Schuhen, ließ sich die Chance nicht nehmen. Verwandelte diesen Elfmeter sicher zum Tor des Tages, zum 1:0 für Exten (74.)
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Der SC Auetal mühte sich um den Ausgleich. Doch Extens Abwehr ließ nur wenig zu. Torhüter Sebastian Steinke hielt einen Schuss von Tim Neermann (51.), die übrigen Bälle rauschten am Aluminium vorbei. Auf der Gegenseite lieferte sich der TSV-Angriff ein Duell mit dem Schiri-Assistenten. Dieser wedelte regelmäßig mit der Fahne, signalisierte Abseits, entschied den imaginären Wettbewerb für sich. Die Auetaler Abwehr machte es geschickt, hatte in einigen Szenen auch Glück.

Da geht er hin: Marcel Kattenhorn (Exten) bekommt die rote Karte.
Für Aufregung sorgte Schiedsrichter Krisp, der dreimal die Rote Karte zückte. Regelgerecht! Opfer wurde Exten-Trainer Ruzmir Mehic, der zwar das Spiel im Blick hatte, nicht aber die Kontrolle über seine Wechselbank. Als eine unflätige Bemerkung kam und der Wortkünstler nicht auf dem Spielberichtsbogen stand, musste Mehic mit ihm die Bank verlassen (44.). „Die Rote Karte ist schon ärgerlich“, grummelte der Exten-Trainer, „aber noch schlimmer ist, dass mir für die 2. Halbzeit eine Wechseloption genommen wurde.“ Vorzeitig duschen gingen auch Ahmed Mohamed, der seinen Gegner an den Hals griff (83.) sowie Marcel Kattenhorn (90.+4) nach einer Bedrohung. „Ich wurde vorher durch Beleidigungen provoziert“, erklärte der Sünder später und hofft auf eine milde Strafe. Drei Rote Karten klingt extrem. Doch hatten sich nach Spielschluss alle wieder lieb.
Wie lässt sich dieses schwache Spielniveau erklären? Beide Mannschaften pfiffen aus dem letzten Loch. Waren froh elf gutwillige Akteure auf dem Platz zu haben. Ergänzungsmöglichkeiten von der Wechselbank waren beschränkt. Urlaub und Verletzungen sorgten für Ausfälle bei Exten. Mancher Auetaler Spieler zeigte, dass er nach einer Krankheitspause oder Trainingsrückstand infolge Studiums noch nicht im Vollbesitz der Fitness ist.
In der Tabelle haben sich die ersten Sieben abgesetzt. Der SC Auetal ist Achter. Mit sieben Punkten Rückstand auf den Platz davor. Quasi „Best Of The Rest“. Tendenz nach unten. Beim TSV Eintracht Exten wird es personell nun eng. „Der Sieg heute war glücklich, aber verdient“, urteilte Betreuer Andreas Bünten. „Die Personalknappheit plagt uns bereits die ganze Saison. Nächsten Sonntag geht es nach Obernkirchen. Quantitativ haben wir jetzt ein Problem. Es darf sich kein anderer mehr verletzten.“
TSV Eintracht Exten: Sebastian Steinke – Dennis Bub, Martin Jaskulski, Phil Wehling, Nico Brune – Andreas Kramer, Jonas Hunze, Dominic Heitmann (55. Ahmed Mohamed) – Melwin Mehic, Sebastian Schmidt (86. Matthias Bittner), Marcel Kattenhorn // Trainer: Ruzmir Mehic
SC Auetal: Marco Großardt – Benedikt Friedrichs, Niklas Brecht, Marc Steinsiek, Niklas Müller – Florian Meyer, Jörn Fickendey-Engels (46. Nils Sudholt) – Tim Neermann (79. Lukas Herrmann), Sebastian Wagner (46. Marco Hauser), Philip Dunkley, Pascal Hain (79. Justin Andre) // Trainer: Thomas Reh
Schiedsrichter: Julian Krisp (TuS Schwarz-Weiß Enzen)
SR-Assistenten: Edgar Schönbeck (FSG Pollhagen-Nordsehl-Lauenhagen) + Tobias Vietmeier (TSV Krankenhagen)
Tore: 1:0 Marcel Kattenhorn (74./Foulelfmeter)
Rote Karten: Ruzmir Mehic (44.), Ahmed Mohamed (83.), Marcel Kattenhorn (90.+4)= alle TSV Eintracht Exten
Zuschauer: 93